Am 09.08.2022 schrieb die Freie Presse folgenden Artikel:
Nachdem der Ambulanzhersteller BINZ 2021 den ehemaligen MAN-Standort in Plauen übernommen hatte, zieht das Unternehmen erneut einen bedeutenden Auftrag an Land.
Von SWEN UHLIG
Plauen – Noch vor knapp zwei Jahren stand das Fahrzeugwerk am Plauener Leuchtsmühlenweg vor einer ungewissen Zukunft. Damals hatte die VW-Konzerntochter MAN Pläne bekanntgeben, ihren Standort im Vogtland aufzugeben. In Plauen waren bis dahin MAN-Busse zu Spezialfahrzeugen umgebaut worden; auch mehrere Fußball-Bundesligisten holten ihre neuen Mannschaftsbusse in Plauen ab. Doch für das sogenannte Bus Modification Center sah man in der Münchner Konzernzentrale keine Verwendung mehr, obwohl es dem Vernehmen nach bis zuletzt profitabel war.
In den Verhandlungen um eine Übernahme des Werks schob sich der Ilmenauer Ambulanzhersteller BINZ schnell in die Poleposition. Anfang April vergangenen Jahres erhielt das mittelständische Unternehmen den Zuschlag. BINZ baute bis dahin in Ilmenau Kleinbusse und Vans zu Spezialfahrzeugen und Mannschaftswagen für Polizei, Zoll, Rettungsdienste sowie für das Technische Hilfswerk (THW) um.
Nach der Übernahme des Plauener Werks wächst BINZ weiter. Im vergangenen Jahr kletterte der Umsatz des Mittelständlers von 51 auf 81 Millionen Euro, die Anzahl der Mitarbeiter an den Standorten Ilmenau und Plauen wuchs von 178 Ende 2020 auf 331 im Juni 2022. Und der Auftragsbestand stieg von 77 Millionen Euro zum Jahresende 2020 auf mittlerweile 300 Millionen Euro. Maßgeblich dafür war im vergangenen Jahr auch der Zuschlag für den Bau von Verwundetenfahrzeugen für die Bundeswehr. Die Fahrzeuge kommen von der Iveco Magirus AG aus dem baden-württembergischen Ulm, die Aufbauten hingegen werden ausschließlich bei BINZ in Plauen gefertigt. In den nächsten 15 Jahren sollen Iveco und BINZ so
500 Fahrzeuge an die Truppe liefern.
Mittlerweile kann BINZ erneut mit guten Nachrichten für das Plauener Werk aufwarten. Der Mittelständler hat einen weiteren Großauftrag an Land gezogen. Hierbei geht es um die Fertigung von Gerätekraftwagen für das Technische Hilfswerk. Man habe 121 dieser Fahrzeuge bei BINZ verbindlich geordert, 60 weitere wurden als Option bestellt, teilt die bundeseigene Einrichtung auf „Freie Presse“-Anfrage mit.
Nach den Worten des Plauener Ortsbeauftragten Benjamin Fritzsch ist der Gerätekraftwagen das wichtigste Fortbewegungsmittel des THW bei Einsätzen. Die Fahrzeuge, die künftig bei BINZ gefertigt werden, rollen auf Basis des Lkw-Modells Atego von Daimler Truck und bestehen aus einer Mannschaftskabine für bis zu sieben Personen und einem Kofferaufbau für Leitern, Werkzeuge und technische Ausrüstung. Bei der Ausschreibung durch das Bundesinnenministerium habe man sich gegen fünf Mitbewerber durchgesetzt, so eine Unternehmenssprecherin. Der Mittelständler wird hierbei, anders als beim Bundeswehr-Auftrag, als sogenannter Generalunternehmer auftreten. Das bedeutet auch, dass sich BINZ „mit Hochdruck an die Entwicklung der Fahrzeuge machen“ müsse. Bis Herbst 2023 soll die Serienreife erlangt werden, Ende 2023 bereits die erste Auslieferung erfolgen.
Mit dem Auftrag stoße BINZ in eine neue Dimension vor. Man werde damit erstmals in der Firmengeschichte auch Fahrzeuge in Serie produzieren, die schwerer sind als 15 Tonnen. „Das ist für BINZ ein völlig neues Feld“. Man sei unheimlich stolz, dass man den Auftrag bekommen habe, wisse aber um die Herausforderung. Die Produktion der THW-Fahrzeuge soll nach ihren Worten ausschließlich in Plauen erfolgen, damit sei der Standort für mehrere Jahre gesichert.
Bildunterschrift:
So sieht ein Gerätekraftwagen des Technischen Hilfswerkes aus: Angehörige des Plauener Ortsverbandes zeigen die Ausrüstung des Fahrzeugs an ihrem Standort im Westen der Stadt. Das Nachfolge-Modell wird künftig nur wenige Kilometer weiter südlich gefertigt – bei der Firma BINZ.
Foto: Ellen Liebner